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Puten

Vom Ast in die Mast

Puten sind flinke, schlaue Laufvögel, die gerne auf Ästen hoch in Bäumen ruhen. Der Mensch hat den Vogel an seine Bedürfnisse angepasst, die Tiere verstümmelt, in gewaltige Hallen gesperrt, Beine gebrochen und Puten auf weite Reisen in engen Transportern geschickt für weißes, mageres Fleisch mit Risiken und Nebenwirkungen.

 

Auch bei Puten gleichen sich die Bedingungen. Wiesenhof, Heidemark, Hubers Landhendl: Die Zustände sind überall ähnlich schlecht. Auch in Biobetrieben stoßen wir auf die gleichen Turborassen mit denen das millionenfache Leid beginnt. Die weltweite Züchtung Nr. 1 ist die BIG6 Pute. Ein Tier, das innerhalb von 20 Wochen von einem wenige Gramm schweren Küken, zu einem bis zu 23 kg schweren Brustmuskelkoloss heranwächst. Die Nebenwirkungen: Etwa 80 % der Puten leiden in der Endphase der Mast an extrem schmerzhaften Fußballenentzündungen. Die meisten Tiere können kaum drei Schritte machen, knicken zusammen, hacken sich vor Stress in der 10.000-Tiere Halle die Augen aus und blutige Wunden ins Fleisch. Vergeblich wird mit der millionenfachen, illegalen Verstümmelung der Puten am Schnabel versucht, die Antwort der Puten auf die schlechten Mastbedingungen in den Griff zu bekommen. Die Müllcontainer vor den Mastanlagen füllen sich mit 10-20 % der Tiere, lange vor dem Schlachthof. Was für Hühner und Schweine gilt, gilt auch für Puten. Das Leid beginnt auf Elterntierfarmen und in Brütereien. Männliche Puten müssen per Hand entsamt werden, um Sperma für die künstliche Befruchtung zu gewinnen. Ein Natursprung würde bei den Turbotieren nur zu gebrochenen Knochen führen.  Wie bei anderem Geflügel, werden auch bei Puten, Küken  geschreddert und zwischen Brüterei, Mast und Schlachtung stehen lange Tiertransporte. Das Ziel der Mast ist ein maximaler Brustmuskel, der bis zu 40 % des gesamten Tieres ausmacht. Untersuchungen an Schlachtkörpern haben zahlreiche Knochenbrüche nachgewiesen, denn das Skelett der Tiere kann mit dem Muskelwachstum nicht mithalten und die von Bewegungslosigkeit geschwächten Knochen der Tiere brechen beim Wurf der Ausstaller in den Transportkäfig.

 

Das Putenimperium

In Deutschland wird der Markt von vier Konzernen beherrscht. Diese befinden sich in einem erbarmungslosen Wettkampf um Marktanteile. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Wiesenhof Puten von einem Mastbetrieb in Süddeutschland wegkauft und hunderte Kilometer nach Norddeutschland transportiert werden, obwohl und exakt wegen der Tatsache, dass sich wenige Minuten entfernt, ein konkurrierender Putenschlachthof befand. Es gilt den Konkurrenten zu zerstören und die Tiere,  wie auch die Tierhalter, sind nur taktische Elemente in diesem Wettbewerb. Dieser Logik folgen auch immer neue und noch größere Mastanlagen und Schlachthöfe. Das böse Erwachen wird für die vielen, hoch verschuldeten Mastanlagenbetreiber am Ende des Putenkrieges kommen, wenn sie überflüssig werden.

 

Nachbar Massenstall

Die Folgen bekommen auch immer mehr Menschen direkt zu spüren. So mancher Liebhaber des Putenschnitzels hat mit der 80 m Halle in Sichtweite, plötzlich all zu viel Transparenz. Ähnliche Wachmomente kann es beim Feststellen von Resistenzen gegen wichtige Medikamente durch die massenweise zum einigermaßen nicht-zu-krank-Halten der Puten  eingesetzten Antibiotika geben. Ausbrüche schwerer Tierseuchen, die auch für den Menschen, in Form einer Pandemie, verheerende Folgen haben könnten, sind häufig an den Standorten der großen Putenkonzerne zu erkennen und wandern entlang der Routen ihrer Tierärzte und Futtermittelieferungen aus aller Welt.

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