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Metzger des Vertrauens

 

Der Metzger um die Ecke

... von diesem hört man in Diskussionen oft, häufig ergänzt dadurch, dass dieser Metzger natürlich die ganzen Tiere vom Huhn bis zum Schwein selbst schlachtet, züchtet, mästet und im Zweifel die Lieferanten genau kennt. Selbst letzteres, das manchmal der Fall sein könnte, stimmt eher selten, denn die übliche deutsche Metzgerei schlachtet erstens nicht selbst, hält zweitens auch keine zig Tierarten im Hinterhof und bestellt drittens die Ware bei Großhändlern wie z.B Metro oder eben Schlachthöfen. Das ist auch der Grund, warum der freundliche Metzger um die Ecke, bei Nachfragen nach der Herkunft der Tiere, häufig schnell unkooperativ wird. Zuchtanlage, Elterntierbetrieb, Brüterei, Aufzuchtanlage, Mast, Ausstallerunternehmen, Tiertransportfirma, das sind Punkte, auf die der Metzger höchstwahrscheinlich ungern eingeht, weil er es schlicht und einfach selbst nicht weiß. Den Kunden zu genau den Betrieben zu schicken, die das selbe Fleisch an den Discounter verkaufen, möchte der Metzger bei dem nötigen Hintergrundwissen aber auch nicht. Also gibt es ein Lächeln und eine Stück Extrawurst, aus weiß Gott was. Denn auch und gerade die Ware beim Metzger um die Ecke hat teilweise erhebliche Hygienedefizite. Da wird altes Fleisch mit Essig abgerieben und als marinierte Grillware angeboten, unansehnliches wird für das Catering zerschnipselt und polnische Gänsekeulen, die laut eigener Aussage von einem befreundeten Betrieb um die Ecke kommen, aufgetaut und umdeklariert. Das fällt auch häufig nicht auf, denn die Kontrollbehörden konzentrieren sich auf die Supermärkte und glauben eben auch an den Metzger des Vertrauens. Auch Amtsveterinäre sind nur Menschen die gerne von diesem Märchen träumen.

 

Der Bauer des Vertrauens

Eine weitere Antwort, die man gerne bekommt, bezieht sich auf den Bauern des Vertrauens alias um die Ecke. Häufig können die Menschen zwar nicht einmal den Namen oder Ort nennen, aber scheinbar hat fast jeder Fleischesser einen Bauern, der ihn mit allen Tierarten versorgt, die er oder sie gerne isst. Der erste Fehler ist die Annahme, dass ein Bauer um die Ecke kein Stall mit zig tausenden Tieren haben kann, selbst Anton Pohlmann Hühnerbaron und Herr über Millionen Legehennen, sah sich selbst sicher als Bauer an und war auch immer bei jemandem um die Ecke. Genauso wie die anderen hunderttausend Intensiv- und Massentierhaltungen auch bei jemanden um die Ecke sind. Nun gibt es natürlich Betriebe, die auch ab Hof verkaufen und  selber töten. Vorsicht, das bedeutet nicht, dass man am Bauernmarkt oder im Hofladen nicht genauso betrogen wird, wie beim Metzger des Vertrauens und die Firma Wiesenhof beim knapp werdenden, eigenen Hendl aushilft. Es bedeutet aber, dass die Leute keine Ahnung haben, dass gerade diese Hausschlachtungen und Direktvermarkter ähnlich viel Tierleid verursachen und manchmal sogar mehr. Spielt es denn eine große Rolle ob 10 Sauen im Einzelkäfig sitzen oder 5000? Für die einzelne gequälte Sau nicht. Bekannt wurde der Fall eines Bauern um die Ecke, der eine Putenmast mit weit über 30.000 Puten sein Eigen nannte und die schwer kranken und furchtbar verletzten Tiere, die der Großschlachthof ablehnen würde, am liebsten im Hinterhof lebendig aufschlitzte, um sie dann ab Hof an die Fleischesser um die Ecke zu verkaufen, die sich wiederum auf den Bauern um die Ecke verließen. Gerade diese Fälle fallen in eine ähnliche Kontrolllücke. Der Veterinär denkt einfach nicht daran, dass die alte Oma mit dem Eierschild an der Einfahrt, eine illegale Legebatterie am Dachboden betreibt oder der Gänsevater seine Gänse rupft und als besonders gute Betten verscherbelt. Der größte Irrtum ist allerdings, dass es sich um Bauern handelt. Bauern sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, schaffen hochwertige, pflanzliche Lebensmittel. Die Menschen von denen wir hier sprechen sind Tierhalter, sie nutzen Tiere aus, um Profit zu machen. Leider sind viele Leute entweder unwillig oder naiv und lassen sich von diesen Tierhaltern nur zu gerne einlullen.

 

Das Bio Alibi

Der letzte Punkt ist die Behauptung, dass offenbar ohnehin jeder so gut wie kein oder nur selten Fleisch isst und wenn dann nur Bio. Moment, denken wir mal genau nach, für wen produzieren nocheinmal die hunderttausend Massentierhaltungen? Der Trick geht einfach, man greift einmal zum Bioschnitzel, kauft mit dem höheren Preis ein gutes Gewissen und geht dann Döner oder Bratwurst essen, isst die Gummibärchen voll zerhackter Tiere, den Kuchen mit Eipulver aus Brasilien, wird beim Ritteressen schwach oder beim WWF-zertifizierten Massentierhaltungslachs, der mit Wildfischen gefüttert wurde. Wir alle müssen zugeben, dass wir uns gerne solche Komfortzonen im Kopf schaffen, indem wir uns an das Gute erinnern und das Schlechte verdrängen, ignorieren oder in Form des, ein schlechtes Gewissen verursachenden Veganers, belächeln oder beschimpfen. Wenn wir ehrlich sind, dann fangen wir an, all das zu ändern und lügen uns nichts mehr vor.

 

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